Azubirecruiting Schülerpraktikum Titelbild, Frau, nachdenklich, türkiser Hintergrund, in weißem Kasten Überschrift, Diamanten im Hintergrund

Wer in seinem Betrieb Lehrlinge ausbildet, steht derzeit je nach Branche vor einer Monsteraufgabe! Corona hat die Schulabgänger in die Schulen und Hochschulen gespült, auf einen Azubi kommen gleich mehrere offene Ausbildungs-plätze.

Wer hier nicht wie die Big Player mit seinem Namen und damit mit seiner Bekanntheit punkten kann, der muss sich schon etwas mehr Gedanken über geeignete Bewerber:innen machen.

Der Handwerksbetrieb, der kleine Bäcker um die Ecke, der Einzelhandel; viele Branchen kämpfen mit dem ausbleibenden Nachwuchs – und gegen Vorurteile.

Falls du hierzu noch Anregungen brauchst, lies meinen Artikel 7 Tipps fürs Azubirecruiting oder zum Hören: HR Podcast zum Thema Azubirecruiting.

Azubirecruiting Schreibtisch mit Notizzettel und Stift, auf Tastatur mit rot 'get startet'
Es gibt viel zu tun, also Ärmel hoch!

Strategien, Ideen, Ansätze gibt es viele. Heute beschäftigen wir uns mit dem Azubrecruiting-“Tool“ Schülerpraktikum bzw. Praktikum im Betrieb. Vorallem für das Handwerk eine Quelle, die einen großen Teil der Strategie ausmachen sollte.

Warum (Schüler)-Praktikum?

Zunächst mal das Wichtigste vorweg: Ausbildung ist kein Beiwerk des Recruiting, sondern sollte als eigener Zweig mit genau der gleichen Aufmerksamkeit behandelt werden wie die Fachkräfte.

Schließlich sind sie die Fachleute von morgen und Weitblick trennt die Spreu vom Weizen. Die Art von Finden und Gewinnen der Zielgruppe ‚Jugendliche‘ weicht von den der ‚Erwachsenen‘ ab.

Praktika im Betrieb aktiv anzubieten, ist ein bewährtes und sehr effektives Hilfsmittel, um einerseits Betrieb und Branche bekannt zu machen. Andererseits können interessierte Jugendliche gleich genauer auf Eignung und Persönlichkeit geprüft werden.

Vom Praktikum bis zur offiziellen Bewerbung – bzw. das Anbieten der Ausbildung durch den Betrieb! – ist es nur noch ein Wimpernschlag.

„Aber Jessica, die Organisation ist zu aufwendig, soll ich das jetzt auch noch mitmachen?“

Zeiten dafür müssen eingeplant werden, das ist wahr. Es macht auch Sinn, feste Ansprechpartner:innen für das Thema Azubirecruiting zu haben. Das macht die Kommunikation nach außen aber auch innerhalb des Unternehmens leichter („ach, Praktikum? Ja, das macht die Jessica!“)

Wie kann man also vorgehen, um sich nicht zu verzetteln, vor allem, wenn die Firma mit dem Thema noch nicht so vertraut ist?

(Kein) Leitfaden

Ich gebe euch ein paar Stichpunkte aus meiner täglichen Praxis zu dem Thema – best practise sozusagen. Jede Organisation ist anders, also zieh dir raus, was für dich hilfreich sein könnte und baue den Rest drumherum.

1. Präsenz

Um Schüler in den Betrieb zu bekommen, musst du dort sein, wo darüber gesprochen wird. Sei präsent als Firma in Schulen, in der eure Zielgruppe größtenteils noch lernt. Für das Handwerk sind das Mittelschulen, Realschulen, berufsbegleitende Schulen und auch die Hochschule nicht vergessen.

Obwohl hier noch eine gewissen Gegenwehr herrscht was das Thema Ausbildung angeht.

Präsent bist du, wenn du dich in Veranstaltungen mit einbringst, auf örtliche Berufsinfotage gehst, Vorträge in Schulen anbietest, Material zum Aushängen verschickst, netzwerkst mit diesen Schulen und Ansprechpartnern.

Habe dabei Geduld, das steht nicht von heute auf morgen, ein Netzwerk zu knüpfen braucht Zeit. Ich darf heute nach über 5 Jahren im Azubirecruiting nicht ein halbes Jahr die Energie rausnehmen, sonst bin ich weg von Fenster. Plane Zeit dafür ein, die brauchst du.

Und trete bei deinen Ansprechpartnern als integre Persönlichkeit auf, sei verbindlich und unverwechselbar nach Möglichkeit. Aber das bringst du sicherlich sowieso schon mit.

2. Praktikumsplätze vergeben

Zugegeben, die Strukturen für regelmäßige Praktika im Unternehmen muss da sein, alle Ansprechpartner involviert und die Fachabteilungen miteinbezogen sein. Allen muss klar sein, wie wichtig die Sache ist. Das Handwerk kommt ohne Lehrlinge schlecht aus, also gehe all in!

Für ein Schülerpraktikant gibt es bei mir beispielsweise kaum Mindestvoraussetzungen. Die vom Schüler angefragte Woche muss noch frei sein, es  kann sich fast jeder für ein Praktikum bewerben.

Ruft jemand bei mir persönlich zu dem Thema an, lege ich die Hürde so niedrig wie möglich. Ich lasse mir nur den Lebenslauf im Nachgang schicken, damit ich die Kontaktdaten habe, betone dabei aber extra, dass hier kein Kunstwerk abgegeben werden muss.

Ich vermute nämlich stark, dass ein 15 jähriger mit einem picoobello-Lebenlauf schnell überfordert werden kann und es sich deshalb nochmal überlegt. Das will ich nicht.

Manche Personaler:innen sehen das anders, aber es ist einfach nicht nötig. Wer es schafft, sich bei dir auf irgendeine Art und Weise zu melden und Interesse zeigt, sollte herzlich willkommen sein. Warum auch nicht?

Ist das KMU Handwerk von heute auf morgen plötzlich sexy für die Jugend geworden und ich mich vor Bewerbungen und Anfragen nicht mehr retten, werde ich diese Strategie nochmal überdenken. Vorher nicht.

Lehrlinge, Frau-Mann-Mann-Frau, Handwerk, Holz und Werkzeug ist zu sehen, alle lächeln zum Betrachter
Die neue Generation steht in den Starlöchern! Geh los und begeistere sie von deinem Handwerk!

3. Organisation

Ich führe Praktikant:innen wie Bewerber in unserer gemeinsamen Bewerberliste, hier werden sie entsprechend markiert und ich finde sie schnell, auch zu einem späteren Zeitpunkt.

Meistens fasse ich nach dem Praktikum nach, eventuell kommt er oder sie für die Lehrstelle infrage. Ich gehe also danach aktiv auf die jungen Leute zu.

Vor Antritt bekommt der Praktikant eine Mail mit den wichtigsten Punkten für diese Woche, z.B. wann er/sie am Montag wo zu sein hat, wer der Ansprechpartner ist (mit Telefonnummer), was als nächstes passiert. Auch eine Sicherheitsunterweisung ist in der Mail.

Da ich meistens beim Start nicht selbst vor Ort bin, möchte ich, dass jeder weiß, wer wann kommt und was zu tun ist. Die Abteilung, die es betrifft, bekommt ebenfalls alle Informationen, nachdem sie mir den Zeitraum bestätigt und mir das OK gegeben hat, dass es genug Ressourcen gibt. Ich plane grundsätzlich nicht über ihren Kopf hinweg.

Bei besonders interessanten Praktikant:innen rufe ich auch einfach mal während der Woche an und frage, wie es läuft. Nach dem einwöchigen Praktikum versende ich eine Mail mit einer kurzen Umfrage zum Praktikum und die Aussicht auf ein kleines Geschenk, wenn sie teilnehmen (90% Mitmachquote!).

Eine gelungene und detaillierte Beschreibung zum Ablauf habe ich dir hier verlinkt: 10 Tipps Schülerpraktika im KMU von HRkreativ.com

4. Aus Praktikanten Azubis machen

Azubirecruiting, bunte Steine, Diamanten, weißer Hintergrund
Schätze sind nicht immer leicht zu finden, aber die Suche lohnt sich

Wie oben schon erwähnt, bleibe ich an Kandidaten, die potenzielle Azubis sind, nah dran. Je nach Auslastung kann ich den Kolleg:innen auch nur wirklich interessierte Praktikant:innen mitschicken. Während Corona kam es sogar ein Jahr zum Stillstand, was sehr bedauerlich war.

Viele Schüler, die anfragen, müssen Pflichtpraktikum von der Schule aus machen, sind oft erst 14 und haben noch 2-3 Jahre. Der ein oder andere erinnert sich aber trotzdem immer mal wieder an das Praktikum bei uns und schickt eine Bewerbung.

Oft sind es auch die Eltern, die ihre Kids vorwärtsschieben, also sie als Zielgruppe nicht vergessen! Dazu mache ich aber mal einen eigenen Artikel.

Wie hoch genau die Erfolgsquote ist, ist schwer zu sagen, aber auf lange Sicht kommt hier doch einiges zusammen. Als regionaler Handwerksbetrieb haben wir auch eine Art Verantwortung den Familien und Menschen gegenüber, die für ihre Kindern eine hochwertige Ausbildung und interessante Perspektiven suchen.

Das stellt die Wirtschaftsfähigkeit unserer Region sicher. Auch das ist tatsächlich ein starker Wert in unserem Unternehmen, den ich gerne weiterempfehle.

Und ich werde nicht müde, auch diesen wichtigen Aspekt vom Azubirecruiting immer wieder zu betonen.

Möchtest du also (mehr) Schülerpraktika in deinem Unternehmen anbieten, dann trau dich, fang einfach an, das spielt sich schon ein! Wichtig ist, dass du Unterstützung vom Team hast, du genug Zeit und Liebe in das Thema steckst – und optimistisch bleibst.

2023 habe ich allein 10 Ausbildungsstellen zu vergeben und mir geht der Hintern ehrlich gesagt auf Grundeis. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt habe ich noch Fragezeichen, wie ich das schaffen soll, aber ich geh einfach los, verfolge den Plan und hoffe auch irgendwie das Beste. Gehst du auch los?

 

Die Idee für diesen Artikel kam aus meiner Community. Ich freue mich sehr über eure Anregungen und wenn du auch eine Idee oder Frage hast, schreibe mir eine Mail oder folge mir auf Instagram (jessica_reiner_)!

Beim Erstellen dieses Artikel habe ich folgendes gehört:

HRliebtdich Orange in Scheiben, frei schwbend, saftig

Frisch gepresst!

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