Das Bewerbercafé ist eröffnet!
Die letzten Wochen war ich mit teils mit Unterstützung der Fachabteilungen bei mehreren wunderbaren Veranstaltungen für junge Leute. Das sogenannte „Bewerbercafé“.
Hierbei geht es darum, dass junge Leute der 9. Klasse durch ein simuliertes Bewerbungsgespräch mit „echten Personalern“ bereits jetzt schon einen Eindruck von der Arbeitswelt und des Bewerbungsverfahrens erhalten sollen. Zu Gast sind Verantwortliche der ansässigen Firmen, die diese Aktion unterstützen und durch das kostenlose Einbringen ihrer Zeit erst möglich machen. Ich war beim Bewerbercafé in Mittelschulen und Realschulen. Hier ist die Zielgruppe der jungen Leute, die tatsächlich eine Ausbildung beginnen werden am stärksten vertreten.
Unvorbereitet vorbereitet
Die Jungen und Mädchen werden darauf natürlich von Ihren Lehrkräften vorbereitet. Es werden fleißig Lebensläufe geschrieben, über Bewerbungsbilder diskutiert und über Berufsbilder informiert. Für die Schüler also das Übliche: Voll-Stoff, Frontalunterricht, wieder irgendwas lernen, was mich jetzt noch gar nicht interessiert. Denn mal ehrlich – welcher 14-Jährige macht sich jetzt schon Gedanken über seinen oder ihren Beruf? Wie sich herausstellen sollte, eher wenige.
Sag endlich, was willst du werden!?
Obwohl doch immer wieder junge Menschen mit festem Willen und genauen Vorstellungen (Studie: das denken Teenager heute) im Bewerbercafé vor einem sitzen und genau darlegen, warum sie dies oder das lernen wollen, ist die Regel jedoch eher Ratlosigkeit. Selbst die kleinste Rückfrage wie „warum möchten Sie den Friseur werden“ bringt den Unvorbereiteten schon sichtlich ins Schwanken. Auf diese Frage hätte ich doch wirklich eine einigermaßen glaubwürdige Antwort erwartet.
Kaltes klares Wasser
Aber zugegeben, die Situation ist neu für die Schülerinnen und Schüler und sehr unangenehm. In unbequemer Kleidung mit einem mehr oder weniger selbergeschriebenen Schriftstück vor ein oder zwei fremden Menschen sitzen und sich dort auch noch gut zu verkaufen ist eine Monsteraufgabe angesichts der Routinen, die die Schüler sonst so täglich hinter sich bringen.
Gelegenheit am Schopf!
Und genau deshalb finde ich die Aktion so genial. Nicht, weil ich Teenies gerne schwitzen sehe, nein, das ist wohl nicht allzu schwer. Vielmehr werden diese jungen Leute völlig aus ihrer Komfortzone rausgeschleudert, schwimmen im kalten Wasser. Oder halten zumindest mal den kleinen Zeh rein. In sicherer und simulierter Umgebung versuchen sie das erste Mal, den besten Eindruck zu machen, den die „Welt da draußen“ von ihnen bekommen kann. Und sei es in einem so kleinen Format wie dem örtlichen Bewerbercafé. Allein schon diese Tatsache wäre mir nach dem Gespräch schon einen tosenden Applaus wert. Aber ich bleibe natürlich sitzen und mache auf cool. So wie das Erwachsene eben tun. Und Personaler im Besonderen.
Ich mag Mut
Und ich bewundere ihn. Manchmal nur als Zuschauer, weil ich selber auch nicht immer mutig bin. Aber ich habe nun schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel und habe mich doch schon so einiges getraut. Darum weiß ich, dass es sich lohnt und dass die jungen Leute gut daran tun, Mut zu haben. Etwas Mutiges zu tun. Und danach auch zu erfahren, was sie davon haben, mutig zu sein. Manchmal kommt sicher nicht das erwartete Feedback, aber ich kriege doch immer die Kurve und entlasse die jungen Bewerberinnen und Bewerber nach 20 Minuten face-to-face mit einem Lächeln und einen guten Gefühl zurück in ihre Wirklichkeit. Denn das ist das, was von Mut auch übrigbleibt. Ein Gefühl. Ein gutes Gefühl im besten Falle.
Eine Lanze brechen
Auch wenn die Aktion schon anstrengend ist und Zeit in Anspruch nimmt, in der andere Dinge liegen bleiben, bin ich froh, dass ich das machen kann. Die Bewerbungssimulation ist eine tolle Idee und ich bin gerne dabei. Ich würde mir wünschen, dass mehr Schulen dieses Angebot für ihre Schülerinnen und Schüler machen könnten. Es gibt eine Richtung und erste Erfahrungen. Und wenn sie dann tatsächlich im Gespräch bei ihrem (Traum)Job sitzen sind sie vielleicht nicht mehr ganz so aufgeregt und können sich auf das konzentrieren, was sie sind: einzigartige und inspirierende Mitglieder unserer Lebens- und Arbeitswelt.
Hierzulande sind sehr viele Junge Menschen freiwillig und teilweise unentgeltlich engagiert – von wegen faule Generation XY! Lest dazu auch meinen Blogbeitrag zum Thema Ehrenamt!