LinkedIn – nützlich im öffentlichen Dienst?
Ich bin ja eine Forscherin, manche Themen ziehen mich wie magisch an und ich lasse mich von ihnen faszinieren und hereinziehen. Ich meine dann, alles darüber wissen zu müssen, nur um nachher festzustellen, dass je weiter ich einsteige, das Thema nur umso tiefer wird. Das Internet hier hier Segen und Fluch zugleich. Viele Themen, viele Experten, viel Wissen. Manchmal zu viel.
Als ich Ende 2022 auf Jobsuche ging habe ich mir endlich ein Herz gefasst und mich auf LinkedIn angemeldet. Als Person auf Jobsuche schien mir dies nun angebracht. Lange hatte ich es schon im Auge, scheute aber die langwierige Arbeit, ein vorzeigbares Profil zu erschaffen.
Was muss, das muss
Also nahm ich mir eines Abends alle kleinen Kästchen und Felder in der Desktop-Version vor und füllte brav mit Hilfe meines aktuellen Lebenslaufs aus. Zugegeben, das ging schon ganz gut. Von Facebook war ich da Schlimmeres gewöhnt. Hier bin ich aufgrund der unübersichtlichen Darstellung und dem Gefühl der Nichtkontrolle schon lange raus. Außerdem langweilt mich die negative Atmosphäre dort.
Zugegeben, der LinkedIn Feed überfordert mich immer noch, sobald man ein paar Profilen folgt, wird es leider ein Glücksspiel, welche Beiträge mir von wem angezeigt werden, es wird also schnell unpersönlich. Nichtsdestotrotz sind die nahezu alle Beiträge im Kontext von Arbeit und Beruf, was mir gefällt.
Dynamik verstehen
Jeder Social-Media-Kanal hat seine eigene Sprache in Bild, Wort und Dynamik. Grundsätzlich folgen sie zwar den gleichen dopamingetriebenen Grundsätzen von schnellen Bildern (Prinzip Frosch folgt Fliege), kurzen Inhalten, clickable Content wie Humor, sinnvolle (oder -freie) Sprüche und Aussagen, sowie kontroverse Standpunkte, um Konversation anzuregen. Für das Generieren von Kommentare, also für den Algorithmus natürlich. Alles in Allem ein game mit Zielen und Regel.
Jobsuche auf LinkedIn
Um es vorweg zu nehmen: meinen derzeitigen Job habe ich nicht über LinkedIn gefunden, obwohl die Angebote und der Bereich gut aufgebaut, zum leichten Rumstöbern gemacht. Eine Schnellbewerben-Funktion vereinfacht das click&Job-Gefühl. Da die Plattform davon lebt, Arbeitgeber den Usern schmackhaft zu machen, steckt hier viel Arbeit drin. Immer mal wieder stöbert man in der schnell zu erreichenden Jobsuche, auch wenn man eigentlich zufrieden ist.
Into Behörde
Als ich in meinem neuen Job in der 6. größten Behörde in Bayern antrat, wurde mir schnell klar, dass ich alle meine Stärken wie Neugier, Diplomatie, Optimismus und Liebe zur Personalarbeit voll ausspielen musste. Umso erfreulicher war es für mich, auf LinkedIn doch relativ viele Mitarbeitende in Behörden zu finden, die für ihre Organisation brennen. Oft hole ich mir aus den kleinen Alltags-Snippes der – im weitesten Sinne – Kolleginnen und Kollegen Ideen oder Denkanstösse für meinen eigenen Arbeitsalltag. Außerdem freue ich mich mit diesen mir völlig unbekannten Menschen über ihre beruflichen und gesellschaftlichen Erfolge. Man macht sich auch Mut, wenn es nicht läuft. Das mag ich.
Von Herbst letzten Jahres bis Jahresanfang habe ich mir schon eine nette Bubble aus +400 Followern aus allen möglichen Bereichen zusammengesammelt. Nicht nur aus dem ÖD, aber viel. Ich wollte den Fokus absichtlich in diese Richtung lenken, was bisher gut funktioniert.
Nutzbar?
Vielleicht. Ich arbeite daran, LinkedIn auch für meine Personalsuche in der Arbeit einzusetzen, wenigstens, um unsere Stellen durch einen weiteren Kanal in die Welt zu tragen. Mit aktivem Bespielen und regelmäßiger (täglicher) Nutzung wären hier große Sprünge machbar. Leider haben Soziale Medien aber eins gemeinsam, und das ist ihr wahres Ziel: sie wollen deine Zeit. Und es ist verdammt anstrengend, ständig am Ball bleiben zu müssen. Da rückt der zwanglose Fun, den man zu anfangs empfindet, schnell mal in den Hintergrund. Als heißt es abwägen und schauen, was geht, was man investieren will und in wie weit es einem auch noch Spaß macht.
Yey oder Ney
Fürs Behördenumfeld spreche ich ein klares Ja zu LinkedIn aus, es ist gut zu bedienen, die Themen sind arbeitsbezogen, es tun sich neue Sichtweisen auf. Die Mischung zwischen alt und jung, Business und Selfmade, Mann und Frau empfinde ich als angenehm, den Umgang miteinander erlebe ich als respektvoll. Auch wenn die Flut an Meinungen und Beiträgen einen manchmal überrollt, Aussagen sich oft wiederholen und man an manchen Tagen den Eindruck hat, es wurde nur für den Algorithmus geschrieben; Hauptsache irgendwas in die Welt geschickt. Austausch ist aber wertvoll, vor allem in solch einem noch oft verschlossenen Umfeld wie Ämtern und Behörden. Hier kann man alles Moderne grundsätzlich nur begrüßen.
Weiter geht’s
Ich mache erstmal locker weiter, lese, lerne, kommentiere ab und zu, verfasse auch mal selber einen Beitrag oder stelle Fragen an die Community. Auch wenn mich meine sinkenden „Impressionen“ ständig daran erinnern, wieder online zu gehen, wieder zu verfassen, versuche ich, locker zu bleiben und verfolge weiter meine Strategie. Ich folge Menschen, die in meine Ämter- und Behörden-Bubble, ins Rekrutin oder Personalwesen passen, bekomme Infos über Events zu meinen Themen, gebe hier und da meinen Senf dazu. Ich hoffe, bis Ende des Jahres +1.000 Leute aus diesem Umfeld in meiner Bubble zu haben. Ich übertrage anschließend mein Wissen und die Strategie auf den Behördenaccount meines Arbeitgebers – in abgepackter amtstauglicher Version natürlich – und kann so nochmal den ein oder anderen Bewerber anlocken. Obwohl ich hier nicht aktiv bin, wächst der Behördenaccount jede Woche um weitere Follower, das Interesse ist also da.
Keine Scheu!
Probier diese Plattform einfach mal aus, für dich, für deinen Arbeitgeber. Und wenn du LinkedIn schon längst nutzt und über meine holprigen Anfangsschritte schmunzelst, dann werde gerne Teil der Reise und verlinke dich mit mir auf LinkedIn und gib mir Tipps!